Datenkataloge avancieren gerade zum Pflicht-Tool für Organisationen, weil sie das zentrale Transparenzinstrument sind, um vorhandene Datenbestände endlich organisationsweit sichtbar, verfügbar und verwertbar zu machen. Aber wie funktioniert das?
Alle Datenkatalog-Lösungen verschiedener Anbieter eint die zentrale Kernfunktionalität, diverse Datenquellen anzubinden und daraus mehr oder weniger automatisiert Metadaten auszulesen und diese Metadaten an einer Stelle sichtbar und verwaltbar zu machen. So entsteht dann das „Google“ für die verfügbaren Daten, in dem der normale Anwender nach dem Datenschatz stöbern kann. Metadaten, also Informationen über Daten, lassen sich in fachliche und technische Metadaten unterscheiden.
Während technische Metadaten, etwa Datenschemata oder Attributinformationen, meist automatisch zu importieren sind, fangen bei den fachlichen Metadaten, wie Informationen zu Geschäftsobjekten oder Kennzahlendefinitionen, die Probleme häufig an, da sie regelmäßig nur manuell einzupflegen sind. Logisch, denn das Fachwissen steckt ja in den Köpfen, nicht in den Datenbanken.
"Allen Beteiligten muss klar sein: Wir sitzen im selben Boot."
Ein Versäumnis, das bei Datenkatalog-Einführungen häufig anzutreffen ist, ist eine nicht etablierte Data-Governance-Organisation. Kein Datenkatalog dieser Welt funktioniert ohne Datenverantwortlichkeiten. Ein nutzenstiftender Datenkatalog setzt klar definierte datenbezogene Rollen wie zum Beispiel den Data Owner, den Data Steward oder den Data Custodian voraus. Die Data Governance darf aber hier nicht enden, sondern muss auch Prozesse und Verfahren, Richtlinien und Standards sowie ein Monitoringsystem berücksichtigen. Die wirkliche Einführung dieser Elemente (sprich: in der Realität, nicht nur in PowerPoint) ist kein Spaziergang, sondern erfordert echte Managementunterstützung – persönlich und finanziell.
"Und Vorsicht: Ist das Thema Datenkatalog einmal verbrannt, fällt eine Neuauflage schwer."
Ein zweites Versäumnis ist die Unterschätzung des Change-Bedarfs. Warum sollte ich meine Daten für andere freigeben? Warum soll ich meine Daten transparent machen – ich kenne sie doch? Diese Fragen müssen zufriedenstellend beantwortet werden, insbesondere durch Verweis auf den Mehrwert gesteigerter Datentransparenz, idealerweise veranschaulicht anhand realer und relevanter Anwendungsfälle. Unwissen und Unklarheit erzeugen immer Widerstände, denen nur durch begleitende Kommunikationsmaßnahmen vorgebeugt werden kann.
Und Vorsicht: Ist das Thema Datenkatalog einmal verbrannt, da nur wenige Datendomänen eingepflegt sind oder einfach wahllos technische Metadaten von irrelevanten Zwischentabellen eingelesen wurden, fällt eine Neuauflage schwer.
Letztlich hängt die erfolgreiche Einführung eines Datenkatalogs von der richtigen Geisteshaltung in der Organisation ab. Allen Beteiligten muss klar sein: Wir sitzen im selben Boot, wir können voneinander profitieren durch eine gemeinsame Anstrengung für mehr Datentransparenz. Der Datenkatalog fungiert als Schatzkarte zum schlummernden Datenschatz der Organisation, aber die Einführung ist kein Sprint, sondern eine lange Reise, die Herausforderungen bereithält und die Zeit und Geduld einfordert. Doch die Mühe wird sich auszahlen. Also, packen wir es an.