Universitätsprofessoren verfügen über ein „Geheimwissen“, dessen Nichtbeachtung Personen sofort als „irrelevant“ markiert. Der erste Schritt auf dem Weg zu einer Hochschulkarriere – er läuft unter dem Begriff „Blick auf das Ganze“ – setzt sich deshalb mit der Wissenschaftssprache auseinander und erklärt beispielsweise die Unterschiede zwischen einer Theorie und einer These.
Insbesondere für in Deutschland studierende Personen sind die Ausführungen zu den Unterschieden zwischen Universität, Fachhochschule usw. lesenswert. Wer sich mit dem Bologna-Prozess bisher nicht im Detail auseinandergesetzt hat, findet hier wertvolle Hinweise, die die eine oder andere Stunde Literaturrecherche ersparen.
Dabei fällt auf, dass sich das rund 160 Seiten lange Buch sehr bequem lesen lässt. Am Ende jedes Kapitels finden sich Verständnisfragen, die den besprochenen Stoff prüfen.
Der Rezensent empfand die Überlegungen zu den verschiedenen Finanzierungsquellen und zur „Verbreitung“ als besonders interessant. Der Hinweis auf Predatory Publishers oder Raubverlage ist beispielsweise von höchster Relevanz, da immer wieder unwissende Personen auf diese unseriösen Verlage hereinfallen und Geld verlieren.
Navigation durchs Minenfeld
Einnahmen in der Wissenschaft lassen sich – logischerweise – durch wissenschaftliche Arbeit verdienen. Volker Maiwald beginnt im ersten Schritt mit einer Überlegung zur Methodik. Sehr interessant sind beispielsweise die Ausführungen zur Durchführung von Experimenten. In der Praxis gilt, dass eine „intuitive“ Vorgehensweise beim Aufbau der Experimentalmethodik oft nicht zu optimalen Ergebnissen führt und durch die Fehlallokation von Ressourcen unnötige Kosten verursacht. Dies gilt nicht nur im „Elfenbeinturm“, sondern auch in der „täglichen praktischen Arbeit“.
Dieser Trend setzt sich im Kapitel zum wissenschaftlichen Veröffentlichen fort. Maiwald erklärt detailliert, wie man ein würdiges Thema in eine Publikation verwandelt. Der Umgang mit Peer Reviewern ist erfahrungsgemäß immer eine Situation, in der es menscheln kann. Die vom Autor mit mehr als 20 Dienstjahren angebotenen Hinweise helfen hier bei der Navigation durch dieses Minenfeld.
Außerdem geht das Buch auf Dos und Don'ts ein, die zu Problemen bei der Veröffentlichung von Papers führen können. Der Text erklärt auch die Impact-Faktoren, die zur Bewertung der Effizienz und Wertigkeit der Papers herangezogen werden.
Vorwürfe gegen die Wissenschaft
Schade ist, dass das Buch nicht darauf eingeht, ob es auch in Wissenschaftsfeldern Korruptionsprobleme gibt. Trotzdem ist dieser Abschnitt mehr als lesenswert.
Es gibt aber einen Abschnitt, der sich mit „Vorwürfen gegen die Wissenschaft“ als Ganzes auseinandersetzt. Maiwald zeigt sich hier bis zu einem gewissen Grad selbstkritisch, wenngleich der Rezensent an manchen Stellen vielleicht mehr Tiefgang erwartet hätte.
Im dritten Teil geht es um verschiedene Wege, um den Mitteleinsatz zu optimieren und die maximale Karriere zu erreichen. Auch die Überlegungen im Bereich der Promotion und der Postdoc-Zeit helfen dabei, „Karrierefehler“ oder unnötig hohe Erwartungen zu vermeiden.
Zu guter Letzt gibt es ein Kapitel zur Gleichstellung. Wer dieses aus politischen Gründen überspringt, verpasst nach Ansicht des Rezensenten nichts, was für das Verständnis des Gesamtwerks notwendig wäre. Andererseits gilt: Vielleicht kann man (Stichwort beispielsweise syrischer Vater) aus der einen oder anderen „Benachteiligung“ einen Vorteil im akademischen Hauen und Stechen herausschlagen.
Fazit
Wer eine Karriere im akademischen Bereich anstrebt, sollte sich dieses Buch – neben einer Rechtsschutzversicherung und einem Parteibuch einer Partei mit steigenden Wählerzahlen ;) – zulegen. Diese Kombination hilft dabei, viel Stress und Ärger zu ersparen. Schon aus diesem Grund verdient das Buch eine unbedingte Empfehlung.
Autor: Volker Maiwaldt
Titel: „Wege in der Wissenschaft. Methodik, Karriere, Institutionen“
160 Seiten, 39,99 Euro
Verlag: Hanser-Verlag, 2025
ISBN: 978-3-446-48524-2
Sprache: Deutsch
