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Praxishandbuch KI-VO Künstliche Intelligenz rechtskonform im privaten und öffentlichen Bereich einsetzen

Obwohl die EU bezüglich innovativer Start-ups nicht unbedingt mit China und den USA mithalten kann, erweist sich die EU als exzellentes Standardisierungsgremium, das immer für eine Verordnung zu neuen Technologien zu haben ist. Ein rein weibliches Autorenkollektiv versucht bei Hanser nun, auf rund 500 Seiten einen Komplettüberblick der kurz als KI-VO bezeichneten Regulationsvorschrift zu geben.

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Tam Hanna

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  • 14.04.2025
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Das erste Kapitel des Buchs setzt sich mit einer Bestimmung des Begriffs der Künstlichen Intelligenz und einer Vorstellung von Stakeholdern auseinander, mit denen man es im Bereich der KI häufig zu tun bekommt.

Das zweite Kapitel – es steht unter der Überschrift „Geopolitik der künstlichen Intelligenz“ – setzt sich durchaus selbstkritisch mit der in der Einleitung genannten Problematik auseinander. Beim Vergleich der regulatorischen Umgebungen der Vereinigten Staaten, der EU und China wird schnell klar, dass die EU die stringentesten Regulationen anwendet.

Regulation und ihre Auswirkungen

Waren die ersten beiden Kapitel vor allem für Entscheider gedacht, so geht es im dritten Kapitel technisch durchaus hart zur Sache. Unter dem Schlagwort der Rechte und Pflichten im Bereich der KI-Verordnung beginnt das Buch mit einer Erklärung der in der EU-Verordnung anzutreffenden technischen Begriffe. Als Nächstes folgt eine Besprechung des Kriterienkatalogs: Neben verbotenen Anwendungsfällen und den diversen im EU-Recht vorgesehenen Ausnahmen darf sich der Leser auf Überlegungen zur „Harmonisierung der Normen im Bereich der künstlichen Intelligenz“ und auf eine Vorstellung verschiedener Labore und sonstiger Unterstützungsdienstleistungen der EU freuen.

Interessant sind auch die Ausführungen zur „Eigentumsfrage“ im Bereich der KI – der Text stellt auch hier die Stakeholder vor und präsentiert eine Checkliste, die häufige Fragen im Bereich des KI-Eigentumsrechts zu erklären sucht.

Mindestens ebenso wichtig ist die Frage, wie sich Systeme der KI aus Sicht des IT-Vertragsrechts präsentieren. Neben einer gelungenen Vorstellung der durch die Nutzung von Open-Source-KI-Systemen entstehenden Fragestellungen geht der Text auf klassische Probleme ein. Ein dankbarer Bereich wäre die Miete der für die Ausführung von KI-Modellen erforderlichen Hardware hoher Leistungsklasse, außerdem finden sich auch „Überlegungen“ zu Haftungsrecht und Schadenersatz für Fehlverhalten der Modelle.

KI in Abhängigkeit des Anwendungsfalls

Das Buch enthält ein Kapitel, das darauf eingeht, was in der EU für KI-Systeme legal, was verboten ist, und zwar sowohl für private als auch für öffentliche Nutzer. Dazu findet sich unter anderem eine detaillierte Besprechung dessen, was „künstliche Intelligenz im Finanzsektor“ darf – die verlockende Kreditausfallanalyse per Deep Learning mag zur Stabilität des Finanzmarkts beitragen, ist aus EU-KI-rechtlicher Sicht allerdings mehr als schwierig.

Mindestens ebenso interessant fallen die Ausführungen zu anderen Industrien aus – wer sich von KI in einem Produktivunternehmen Erleichterung oder Kostensenkung erhofft, ist auf jeden Fall gut beraten, diesen Teil des Buchs durchzuackern.

Analoges gilt für das darauffolgende Kapitel, das die KI aus Sicht eines Auftraggebers der öffentlichen Hand betrachtet – auch hier gilt nämlich, dass die KI-VO die verschiedensten Kriterien, Vorschriften und Anwendungsausschlussgründe enthält.

KI ist mehr als Regulierung

Obwohl der Fokus auf der Vorstellung der in der EU gültigen Regulation liegt, finden sich darüber hinaus gehende Informationen. Interessant empfand der Rezensent die Überlegungen zur Ethik und zur Governance – auch wenn die Themen nicht immer direkten Bezug zur KI-VO aufweisen, gilt, dass ein umfassendes Verständnis eine effiziente Umsetzung erheblich erleichtert.

Fazit

Aus didaktischer Sicht gilt jedenfalls, dass der Hanser-Verlag ein durchaus lesenswertes Lehrbuch ins Rennen schickt. Wer sich beruflich mit KI auseinandersetzt und nicht durch eine geschickte Wahl des Firmenstandorts die KI-VO umgehen kann, findet hier eine exzellente Darstellung von allem, was im Bereich des KI-Einsatzes in der EU zu beachten ist. Dank straffem Lektorat ist der von gut einem Dutzend Autorinnen verfasste Text trotzdem bequem lesbar – anders als klassische juristische Literatur ist der Text außerdem durchaus zugänglich. Die Kauf-Empfehlung des Rezensenten sei also auf jeden Fall gegeben.

Praxishandbuch KI

Praxishandbuch KI-VO: KI rechtskonform im privaten und öffentliche Bereich einsetzen

N. Windholz et al.
Seiten: 537
Verlag: Carl Hanser Verlag, 2025
ISBN: 978-3-446-48194-7
Sprache: deutsch

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Tam Hanna

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Zu Inhalten

Tam Hanna beschäftigt sich mit der Programmierung von Mobilcomputersystemen und dem Design/Prototyping von Prozessrechnern und IoT-Systemen.


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