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Planung mit SAP Analytics Cloud

Planungsrunden können je nach Branche, Inhalt und Detailgrad stark voneinander abweichen. Viele Unternehmen haben ihre eigenen Methoden entwickelt, um aus der Vergangenheit zu lernen und via Planung möglichst genaue Modelle und Vorgaben für die Zukunft zu entwickeln. Neben all den Unterschieden haben die Planungen oftmals aber eine Gemeinsamkeit: Sie basieren auf dem Tool, das vielen Planern seit 1985 das Leben erleichtert – Microsoft Excel. Nun hat sich seit 1985 einiges getan. Die Cloud hat Einzug gehalten und wird aktuell von vielen Anbietern auch im Zusammenhang mit Planung stark in den Fokus gerückt. SAP bietet mit der SAP Analytics Cloud (SAC) als Software as a Service (SaaS) eine Lösung, die verspricht, verschiedene Analytics-Szenarien zu vereinen.

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Andre Saffran

Senior Manager Technology Consulting

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Torben Thiede

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  • 24.06.2019
  • Lesezeit: 12 Minuten
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Tagtäglich werden in Unternehmen massenhaft Daten generiert und verarbeitet. Die Speicherung der Daten ist in den meisten Fällen dank solider Data-Warehouse-Lösungen kein Problem. Einen echten Mehrwert für das Unternehmen liefern die gespeicherten Daten aber erst, wenn sie sinnvoll in Analytics-Szenarien eingebunden werden können und zur Unterstützung der Entscheidungsfindungsprozesse in Planungsszenarien, Simulationen, Vorhersagen oder Echtzeitanalysen integriert werden.
Am Markt gibt es eine Vielzahl von Lösungen, um diese Szenarien im Unternehmen abzubilden. Oftmals sind diese Lösungen aber hochspezialisiert und konzentrieren sich auf eine bestimmte Analytics-Komponente. SAP hat mit der SAP Analytics Cloud (SAC) ein Produkt platziert, das den Anspruch hat, mehrere Analytics-Komponenten wie Reporting, Planung, Analyse und Simulation in einer Anwendung zu vereinen [SAP1].
Auf Basis der SAP Cloud Platform ist die SAC seit dem Jahr 2016 am Markt vertreten. Als SaaS-Angebot zeichnet sie sich im Wesentlichen dadurch aus, dass dem Kunden ein Service via Internet mit eingeschränkten Customizing-Möglichkeiten bereitgestellt wird, sodass eine kundenseitige Anschaffung sowie Wartung von Soft- oder Hardware entfällt [BeH10]. Die SAC wird über eine jährliche Subskriptionsgebühr lizenziert. Die Höhe der Kosten ist dabei abhängig vom gewählten Funktionsumfang einer Lizenz. Die monatliche Gebühr für reine BI-Anwender beträgt 23 USD, für Planungsanwender ab 148 USD [SAP2].

Implementierung mit Hürden

Die Ablösung von Excel durch die Cloud kann mit einem agilen Vorgehen je nach Komplexität in wenigen Wochen durchgeführt werden. Abbildung 1 gibt eine Übersicht über die wichtigsten Schritte bei der Migration von Excel in die Cloud.

Abb. 1: Migration von Excel in die Cloud

Die einzelnen Schritte sind dabei ähnlich wie in anderen IT-Projekten. Jedoch zeigt die Praxis, dass insbesondere die Schnelligkeit bei der Implementierung sowie die iterativen Reviews und Tests wesentliche Unterschiede zu On-Premise-Projekten darstellen. Daneben sprechen außerdem die Skalierbarkeit, die Flexibilität und ein Lizenzmodell, das die Kosten kalkulierbar macht, für SaaS-Anwendungen. In Bezug auf die SAC bedeutet das, dass zum Beispiel aufwendige Installationen von Hard- und Software auf Kundenseite entfallen und die hauseigene SAP-Basis nur zur Einrichtung der technischen Verbindungen mit den jeweiligen Quellsystemen benötigt wird. In der Praxis zeigt die noch relativ junge Lösung aber teilweise Optimierungspotenzial.

Für die Trennung von Entwicklungs- und Produktivumgebung können grundsätzlich mehrere Cloud-Instanzen zum Einsatz kommen, zwischen denen via Import und Export Modellierungselemente transportiert werden. Das Transportwesen zwischen den beiden Instanzen ist aber noch nicht auf dem Niveau anderer SAP-Systeme angekommen und hat insbesondere bei den Themen Freigabeprozesse, Dokumentationsmöglichkeiten und Fehleranalyse Nachholbedarf.
Kaum Flexibilität besteht derzeit bei der Wahl des Internet-Browsers, mit dem die Modellierungs- und Präsentationsoberfläche aufgerufen wird: Den vollen Funktionsumfang gibt es aktuell nur mit Google Chrome. Mit dem Internet Explorer und Edge von Microsoft lässt sich die SAC zwar benutzen, volle Kompatibilität insbesondere im Kontext der Planung wird aber (noch) nicht garantiert.
Insbesondere Anwender, die die Performance aus SAP-HANA-Systemen kennen, haben berechtigterweise hohe Ansprüche an Antwort- und Verarbeitungszeiten. Diese Ansprüche kann die SAC aktuell noch nicht zu 100 Prozent bedienen. Dateneingaben sind performant und lassen einen angenehmen Planungslauf zu. Kommen Allokationen oder Datenaktionen hinzu, kann die Antwortzeit etwas länger werden, abhängig von der Komplexität der Aktionen.
Die SAP bringt in der Regel quartalsweise SAC-Updates heraus, die die Lösung hinsichtlich Funktionen und Performance weiter verbessern. Anwender sollten allerdings darauf vorbereitet sein, dass Updates neben neuen Funktionen auch veränderte Menüleisten und Dialoge mit sich bringen können. Hürden bei der Implementierung sind zwar vorhanden, stehen einem erfolgreichen Projekt mit der SAC aber nicht im Wege. Dies wurde bei diversen Implementierungsprojekten durch die Akzeptanz der fertigen Planungsapplikationen von IT und Fachbereich bestätigt.

Mit hybrider Architektur zum Planungserfolg

Wer sich nicht zwischen Cloud und On-Premise entscheiden kann oder möchte, hat die Möglichkeit, seine IT-Landschaft auf hybride Architekturen umzustellen. Das bedeutet, dass neben On-Premise-Systemen auch parallel eine Cloud-Infrastruktur zum Einsatz kommt. Für die Integration der SAC in eine hybride IT-Landschaft lassen sich grundsätzlich zwei Verbindungstypen unterscheiden.
Zum einen können mit einer Live-Datenverbindung Datenquellen angebunden werden, ohne dass die eigentlichen Daten in die Cloud geladen werden. Lediglich Metadaten, wie zum Beispiel Verbindungs-, Model- und Story-Informationen, gelangen in die Cloud. Die SAC dient in diesem Szenario hauptsächlich als Frontend mit Echtzeit-Analysen – die eigentlichen Daten verbleiben im lokalen Unternehmensnetzwerk.
Zum anderen werden bei einer Import-Datenverbindung Daten in die SAC repliziert und verlassen somit das Unternehmensnetzwerk. Für einen Planungsprozess mit der SAC in einer hybriden Systemlandschaft bieten sich insbesondere eine S/4-HANA-Landschaft (Cloud oder On-Premise) sowie SAP BPC an. Die SAC bietet in beiden Fällen eine Import- und Export-Schnittstelle an, um Datenmodelle aus den Quellsystemen direkt in die Cloud zu transportieren und im Anschluss die Ergebnisse des SAC-Planungsprozesses in die Quellsysteme zurückzuschreiben.
Abbildung 2 verdeutlicht die grundsätzlichen Möglichkeiten hinsichtlich einer hybriden Systemlandschaft. Neben einem voll integrierten Ansatz besteht außerdem die Option, die SAC als alleinstehende Planungslösung zu benutzen und zusätzlich um eine Import-Datenverbindung zu einer beliebigen Cloud- oder On-Premise-Anwendung zu ergänzen. Der Nachteil eines solchen Szenarios ist, dass auf eine automatische Export-Schnittstelle verzichtet wird und bei Bedarf nur auf manuelle lokale Datei-Importe zurückgegriffen werden kann.

Abb. 2: Möglichkeiten zur Datenanbindung

Die nächste Planung kommt bestimmt

Basis für die Planung in der SAC sind angelegte Kreuztabellen, die nach der Spalten- und Zeilendefinition mit Daten gefüllt werden. Die folgenden Funktionen unterstützen dabei den Planungsprozess.

Versionierung: Alle Daten in einem Datenmodell werden übergeordnet in Versionen abgespeichert. Hier wird zwischen den fünf Kategorien Actual, Plan, Budget, Forecast und Rolling Forecast unterschieden. Mit Ausnahme der Kategorie Actual können beliebig viele Versionen pro Kategorie angelegt werden. Auch wenn die Versionierung Sinn ergibt, ist das Zusammenspiel von Kategorie und Version insbesondere für Endanwender erklärungsbedürftig. Schnell sind unter anderem durch fehlendes Verständnis und mangelndes Berechtigungsmanagement mit wenigen Mausklicks ganze Kategorien ungewollt überschrieben.

Verteilungsfunktionen: Mit Verteilungsfunktionen lassen sich gleichzeitig ein oder mehrere Werte in einer Tabelle anpassen, um zum Beispiel entlang einer Hierarchie Daten auf Basis eines Verteilungsschlüssels zu verteilen. Positiv: Mit einem Zurück-Button lassen sich missglückte Eingaben schnell rückgängig machen.

Strukturierte Allokationen: In einem separaten Bereich der SAC können Allokationsprozesse entwickelt werden. Diese Prozesse können im Anschluss in der Planungsmaske ausgeführt werden. Zur Definition werden Input-Feld, Treiber und Output-Feld benötigt.

Datenaktionen: Um Kopier- und Einfügefunktionen zu erstellen, Daten zwischen Modellen zu verschieben oder komplexe Berechnungen zu entwickeln, werden Datenaktionen („Data Actions“) eingesetzt (vgl. Abbildung 3). Die Skript-Logik erinnert an FOX-Formeln (Formula extension), ist aber aktuell noch nicht so breit aufgestellt wie das Original. Datenaktionen sprechen auch erfahrene Anwender an, die nicht nur via Drag & Drop arbeiten möchten.

Abb. 3: Beispiel einer Datenaktion

Werttreiberbaum: Zur Simulation oder für Forecast-Szenarien lassen sich Werttreiberbäume erstellen. Durch definierte Treiber können so optisch ansprechende Szenarien simuliert und visualisiert werden (vgl. Abbildung 4). Auf Basis einer Account-Dimension mit gepflegten Hierarchien lassen sich Werttreiberbäume auch vollautomatisch erstellen.

Abb. 4: Eingabemaske mit Werttreiberbaum

Weitere Features: Zusätzlich zu den genannten Funktionen findet der Anwender Unterstützung durch eine integrierte Währungsumrechnung, eine kalendergestützte Prozesssteuerung, Vorhersagefunktionen für Planungswerte sowie umfangreiche Kommentarfunktionen in Tabellen.

Wie war das noch mal mit dem Datenschutz?

Nutzer von Cloud-Diensten müssen gemäß § 11 BDSG genau prüfen, ob der Anbieter die europäischen Datenschutzbestimmungen einhält [DASH]. Davon kann ausgegangen werden, wenn sich der Standort des Rechenzentrums in der EU befindet. SAP bietet daher deutsche Standorte für die Rechenzentren zum Beispiel in Frankfurt am Main oder St. Leon-Rot zur Auswahl an [SAP3]. Außerdem bestätigt SAP die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften mit entsprechenden Zertifikaten von unabhängigen Stellen [SAP4].
Kunden, die sich für die SAC entscheiden, haben die Wahl zwischen einem Public Deployment und einem Private Deployment. Bei einem Public Deployment erhält der Kunde eine eigene isolierte Cloud-Instanz. Einen Schritt weiter geht das Private Deployment. Hier wird die Cloud-Instanz auf einer eigens abgestellten Hardware-Ressource im Rechenzentrum betrieben und es kommt somit zusätzlich zu einer Hardware-Trennung von anderen Cloud-Systemen.

Schöne neue Planung

Neben der Funktionalität ist die optische Komponente einer Applikation maßgeblich mitverantwortlich für den Erfolg und die Akzeptanz im Unternehmen. Die SAC bietet hier neben den typischen Tabellen und Charttypen auch weitere Visualisierungsmittel an. Geo-Maps ermöglichen die Auswertung von regionalen Daten, Trends oder Datenflüssen (vgl. Abbildung 5).

Abb. 5: BI-Analytics mit Geo-Maps

Predictive Analytics wird durch eine eigene Komponente, in der auch eigene statistische Modelle mit R betrachtet werden können, unterstützt. Die SAC ist zertifiziert nach den International Business Communication Standards (IBCS) von Dr. Rolf Hichert und sorgt damit für eine bessere Lesbarkeit und einen hohen Informationsgehalt von Tabellen und Grafiken [IBCS]. Auch auf mobilen Endgeräten können die Daten, allerdings mit nicht unerheblichen Funktionseinbußen beispielsweise bei Tabellendarstellungen und der Anwendung von Filtern, per SAC-App jederzeit abgerufen werden.

Da geht noch mehr

Ein Blick in die aktuelle Roadmap zeigt, dass die SAC stetig weiterentwickelt wird, beispielsweise durch die Optimierung der Bandbreite und des Funktionsumfangs der Schnittstellen zu Cloudund On-Premise-Systemen wie auch zu Drittanbietern [SAP5].
Mit der Einführung des neuen Analytics Designer können zusätzlich spezifische Anforderungen realisiert werden. Mittels JavaScript, APIs oder auch R stehen erweiterte Funktionalitäten zur Implementierung komplexer Business- und Predictive-Szenarien in individuellen Dashboards zur Verfügung.
Die in der Planung genutzten Datenaktionen werden hinsichtlich der bereitgestellten Bausteine und Funktionen erweitert. Zusätzlich werden umfassende Debugging-Fähigkeiten ergänzt.
Mit dem bereits ausgelieferten Business Content steht eine von SAP vorgefertigte Applikation mit Industrie- oder Line-of-Business-Fokus zur Verfügung, die ständig erweitert wird. Neuen Anwendern wird so ermöglicht, zum Beispiel im Rahmen von Fast-Prototyping schnell erste Lösungen zu liefern.

Fazit

Die SAC kann durchaus als Alleskönner in der Cloud bezeichnet werden. Die verschiedenen Möglichkeiten für den Einsatz in Analytics-Szenarien überzeugen und gehen in die richtige Richtung, auch wenn an einigen Stellen noch Potenzial für Verbesserungen liegt. Für Unternehmen, die überlegen, eine cloudbasierte Planung einzusetzen, ist die SAC bereits jetzt eine ernstzunehmende Alternative beispielsweise zu den ebenfalls am Markt erhältlichen Lösungen Anaplan, Corporate Planner oder Planning Analytics von IBM [BAR18].
Insbesondere bei der Integration von Datenquellen kann die SAC punkten und überzeugt mit zahlreichen Schnittstellen, und das nicht nur zu Produkten aus dem eigenen Hause. Für die Planung wurden sinnvolle Funktionen integriert, die die SAC befähigen, sowohl als alleinstehende Planungslösung als auch in hybriden Planungsszenarien, beispielsweise mit BPC, einen echten Mehrwert zu liefern. Besonders durch die Integration von Script-Komponenten haben Anwender wieder mehr Möglichkeiten, eine individuelle Planungslösung nach den eigenen Unternehmensvorgaben zu schaffen.
Darüber hinaus überzeugt eine ansprechende und intuitiv benutzbare Oberfläche vor allem im Fachbereich auf Seiten der Endanwender. Mit Blick in die Zukunft lässt sich festhalten, dass noch einige spannende Neuerungen auf der Roadmap stehen, die die Einsatzmöglichkeiten und die Vielseitigkeit der SAC noch einmal erhöhen werden.

Literatur

[BAR18]
http://barc-research.com/planning-survey-18/, abgerufen am 20.5.2019 [BeH10] Benlian, A. / Hees, T.: Software-as-a-Service – Anbieterstrategien, Kundenbedürfnisse und Wertschöpfungsstrukturen. Gabler Verlag 2010

[DASH]
https://www.datenschutz.org/cloud/, abgerufen am 20.5.2019

[IBCS]
https://www.ibcs.com/software/sap-analytics-cloud/, abgerufen am 20.5.2019

[SAP1]
https://news.sap.com/germany/2017/11/cloud-bi/, abgerufen am 20.5.2019

[SAP2]
https://www.sap.com/products/cloud-analytics/pricing.html, abgerufen am 20.5.2019

[SAP3]
https://www.sap.com/about/agreements/cloud-services.html?search=Data%20Centers&sort=latest_ asc#pdf-asset=0e35818f-247d-0010-87a3-c30de2ffd8ff&page=2, abgerufen am 20.5.2019

[SAP4]
https://www.sap.com/germany/about/cloud-trust-center/cloud-certification-compliance.html#certificates, abgerufen am 20.5.2019

[SAP5]
https://www.sap.com/products/roadmaps.html#pdf-asset=e4339922-c37c-0010-82c7-eda71af511fa&page=1, abgerufen am 20.5.2019

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Andre Saffran

Senior Manager Technology Consulting
Zu Inhalten

Andre Saffran ist Senior Manager im Bereich Technology Consulting der PwC GmbH WPG. Er verfügt über mehr als 15 Jahre Berufserfahrung im Bereich SAP Business Analytics und verantwortete eine Vielzahl von BI-Projekten in den unterschiedlichsten Branchen. Sein Fokus liegt auf der Konzeption und Entwicklung von Business-Intelligence-Lösungen.

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Torben Thiede

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Zu Inhalten
Torben Thiede ist Senior Consultant bei der PwC GmbH WPG im Bereich Technology Consulting Data & Analytics am Standort Bielefeld und befasst sich seit vier Jahren mit Cloud-Anwendungen. Während seine ersten Projekte noch den Schwerpunkt auf IBM-Technologie legten, ist er heute gefragter Experte rund um Planungslösungen mit SAP Analytics Cloud.

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