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Grüne Informationstechnik: „Building Green Software“ von Anne Currie et al.

Das Buzzword der „grünen Informationstechnik“ hat sich im Bereich „Big Business“ etabliert. Bei immer mehr Ausschreibungen kann es dem Erfolg förderlich sein, wenn das angebotene Produkt nicht nur als funktional, sondern auch als „grün“ gilt. O’Reilly schickt ein Lehrbuch ins Rennen, das sich der Thematik der grünen Informatik holistisch anzunähern sucht.

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Tam Hanna

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  • 15.08.2024
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Das Autorenkollektiv beginnt seine Überlegungen mit einem „Überblick“ der technischen Probleme, die das Lehrbuch in den 13 folgenden Kapiteln angeht. Aufgrund des Umfangs von nur 220 Seiten plus Index erfolgen die Besprechungen aber eher „oberflächlich“ – das Buch soll einen Impuls geben und dem Leser die selbstständige Fortbildung im Bereich der grünen Softwareentwicklung ermöglichen.

Während manche Kapitel eher wie das Nachbeten des Wahlprogramms einer beliebigen ökologischen Partei wirken, stellen andere interessante Überlegungen an. Die Gedanken zur Effizienz verschiedener Programmiersprachen sind beispielsweise durchaus lesenswert und haben beim mit Achtbit-Assembler aufgewachsenen Rezensenten für zufriedenes Lächeln gesorgt.

Prediger der Effizienz

Wie im Fall vieler anderer systemtechnischer Probleme gilt auch für die grüne Informationstechnik, dass eine ganzheitliche Herangehensweise an das Problem wichtig ist. Ein Weg zur Reduktion der CO2-Emissionen ist das „Kombinieren“ von Workloads, um weniger Server gleichzeitig in Betrieb halten zu müssen. Dies steht naturgemäß diametral entgegen zur einst gelehrten Good Practice des Underprovisioning. Andererseits gilt, dass moderne Entwurfsmuster wie Microservices und virtuelle Maschinen das „Hoch- und Herunterfahren“ von Systemen radikal verbilligt haben, was das Abfangen von Lastspitzen wesentlich vereinfacht.

Faszinierend empfand der Rezensent die Überlegungen zum Carbon Aware Scheduling. Darunter versteht das Autorenkollektiv Verfahren, die Workloads nur dann zur Ausführung bringen, wenn die zur Verfügung stehende Energie gerade „grün“ ist. In diesem Bereich finden sich einige praktische Beispiele; hervorgehoben wird die von Microsoft in der Xboximplementierte „energiezustandsabhängige“ Aktualisierung von Software.

Überlegungen zum grünen Vernetzen und zur effizienten Hardware-Auswahl richten sich an Großunternehmen und sind nach Ansicht des Rezensenten reich an grünen Buzzwords, aber arm an umsetzbaren Empfehlungen.

Kapitel 8 setzt sich mit Methoden zur „Vergrünung“ von ML und KI auseinander. Viele der Empfehlungen sind allgemeiner Natur. Dass das Mitschleppen von unnötigen KI-Trainingsdaten der Effizienz des Systems nicht zuträglich ist, sollte aus der Logik folgen.

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile

Grüne Initiativen funktionieren am besten, wenn sie als „Teil eines großen Ganzen“ gesehen werden. Der zweite Teil des Lehrbuchs beginnt mit Überlegungen zur Messung und zum Monitoring der betrachteten Systeme. Im Kapitel zum Monitoring finden sich Gedanken zu den berühmt-berüchtigten 99,99 Prozent, die von den meisten Softwaresystemen angestrebt werden.

Das Kapitel mit dem sprechenden Namen „Co-Benefits“ hält dann, was sein Titel verspricht. Die Autoren stellen Vorteile vor, die man sich bei der Umsetzung der Grundlagen der Green IT quasi nebenbei erkauft. Diese Informationen können hilfreich sein, andere davon zu überzeugen, ein vorliegendes Green-IT-Projekt nicht aus politischer Motivation zu sabotieren. Vor dem am Ende eines derartigen Buchs obligaten Blick in die Zukunft der grünen Software gehen die Autoren noch kurz auf die Green Software Maturity Matrix, oder kurz GSMM, ein: ein System, das von der Linux Foundation zur „Qualifikation“ der „Grünheit“ von Softwaresystemen und Entwicklungsprozessen entwickelt wurde und sich hoher Verbreitung erfreut.

Lohnt es sich?

Das Buch bietet vom didaktischen Aufbau her – wie vom Traditionsverlag O’Reilly erwartbar – keinen Anlass zur Kritik; die Bebilderung hilft Nicht-Muttersprachlern dabei, den englischen Text zu verstehen. Problematischer ist die Frage, ob man das Werk auch lesen möchte.

Dem Autorenkollektiv gelingt es, „politisches Eiferertum“ hinten anzustellen und vor allem auf Methoden zur Erreichung einer günstigen Energiebilanz einzugehen. Wer sich mit grüner Informatik als Ganzes auseinandersetzen muss oder möchte, wird den Kauf des Lehrbuchs mit Sicherheit nicht bereuen.

Cover Grüne Informationstechnik

Anne Currie, Sarah Hsu, Sara Bergman

Building Green Software. A Sustainable Approach to Software Development and Operations

Seiten: 220

Verlag: O’Reilly, 2024

ISBN Print: 978-1098150624

Sprache: Englisch

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Tam Hanna

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Zu Inhalten

Tam Hanna beschäftigt sich mit der Programmierung von Mobilcomputersystemen und dem Design/Prototyping von Prozessrechnern und IoT-Systemen.


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