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Editorial IT-Spektrum 6/2024: Alles beim Alten

Wenn wir die vergangenen 20 Jahre einmal kritisch Revue passieren lassen, dann hat sich in der Zeit sehr viel in der Informationstechnik verändert. Aber Uwe Friedrichsen fragt sich, wo sie sind, die wirklich neuen Ideen, die uns in der Architekturarbeit helfen, mit der ständig wachsenden Komplexität der IT-Welt Schritt zu halten.

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Uwe Friedrichsen

CTO, Softwerker & Herausgeber IT-Spektrum


  • 25.10.2024
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Vor zwanzig Jahren gab es noch keine Cloud, insbesondere keine Public Cloud mit all ihren neuartigen Optionen und Komplexitäten. Die Option des „Lease“, also Pay-per-Use, neben „Make“ und „Buy“ gab es noch nicht und entsprechend waren die Betriebskosten von Lösungen im besten Fall ein Randthema. Es gab auch keine Smartphones oder Tablets und von der gesamten IoT-Bewegung und dem Zusammenwachsen von IT und OT träumte auch noch (fast) niemand. Zwillinge gab es nur in nichtdigitaler Form und Daten waren weder Big Data noch wurden sie polyglott gespeichert. Über öffentliche APIs machte man sich noch keine Gedanken und entsprechend waren Plattformen und Marktplätze bestenfalls ein Randthema. Man dachte auch noch nicht über vor der API-Ökonomie undenkbare IT-basierte Geschäftsmodelle nach, die die Domänengrenzen der Unternehmen sprengen und uns zwingen, ganz anders über das Zusammenspiel von Business und IT nachzudenken.

24x7 gab es zwar schon, aber eher eingeschränkt. Und von Never-Down sprach so gut wie niemand. Das gute alte Wartungsfenster stand jederzeit bereit. Informationen durften sich noch im Tages- oder zumindest Stundentakt durch die Systemlandschaft verbreiten. Den Anspruch, dass alle Datenänderungen jederzeit und überall (fast) sofort zur Verfügung stehen, hatte man noch nicht. Auch an das auf die Daten aufsetzende maschinelle Lernen sowie Künstliche Intelligenz dachte noch niemand. Sicherheit beschränkte sich in der Regel auf Firewalls. Im so geschützten Unternehmensnetz war die IT-Welt noch in Ordnung. Nachhaltigkeit war noch kein Thema und über die ständig wachsende Komplexität der Systemlandschaften machte man sich auch noch keine ernsthaften Gedanken. Apropos komplex: Verteilte Systeme und ihre komplizierten und schwer verständlichen Fehlermodi und all das waren ebenfalls noch ein Randthema.

Die Liste ist damit noch nicht zu Ende, aber es ist bereits klar: Die IT-Welt hat sich in den letzten 20 Jahren massiv verändert. Sie ist um Größenordnungen komplexer geworden. Da würde man erwarten, dass sich die Architekturarbeit vergleichbar weiterentwickelt hat, um mit all dieser zusätzlichen Komplexität vernünftig umgehen zu können. Schaut man sich aber einmal um, stellt man ernüchtert fest: alles beim Alten.

Domain-Driven Design (DDD) wird zwar seit ein paar Jahren als Antwort auf alle Architekturfragen hochgehalten. DDD ist gut – keine Frage. Schaut man aber mal genauer hin, sind die allgemein bekannten Teile von DDD auch schon 20 Jahre alt, stammen also aus der Zeit vor all den genannten Veränderungen. Und schaut man noch genauer hin, dann stellt man fest, dass die vor 20 Jahren als DDD beschriebenen Ideen und Konzepte letztlich primär ein Zusammentragen und Neubenennen von Konzepten aus den 1960ern und 1970ern sind. Also: alles beim Alten.

Deswegen noch einmal: Wo sind sie, die wirklich neuen Ideen, die uns in der Architekturarbeit helfen, mit der ständig wachsenden Komplexität der IT-Welt Schritt zu halten?

Uwe Friedrichsen
Herausgeber IT Spektrum

Zur aktuellen IT Spektrum Ausgabe 6/2024

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Uwe Friedrichsen

CTO, Softwerker & Herausgeber IT-Spektrum
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Uwe Friedrichsen ist CTO und Softwerker der codecentric AG. Seit der Ausgabe 5/2018 ist er Herausgeber der IT-Fachzeitschrift IT Spektrum, ehemals OBJEKTspektrum.


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