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Dieses Buch beginnt mit einem der erfolgreichsten Schwindel der Welt

Es war im Sommer 2024, als wir mitten in den Vorbereitungen des redaktionellen Programms für den ersten IT-Summit by heise steckten. Ein Bestseller machte damals die Runde. Seine Autorin, die norwegische Physikerin Inga Strümke, war die perfekte Kandidatin für eine Keynote.

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Thomas Jannot

Director & Managing Partner


  • 09.12.2025
  • Lesezeit: 5 Minuten
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„Künstliche Intelligenz: Wie sie funktioniert und was sie für uns bedeutet“ heißt ihr Werk, mit dem wir das Auditorium wachrütteln wollten. Aus aktuellem Anlass, weil tatsächlich druckfrisch, entschieden wir uns jedoch für „Der Riss – Wie real ist unsere Wirklichkeit?“ des SPIEGEL-Besteller-Autors Andreas Brandhorst.

So blieb es „nur“ beim Kauf ihres Buchs. Als im November 2025 der zweite IT-Summit by heise stattfand und ich der Keynote von Prof. Dr. Dennis-Kenji Kipker folgte, fiel es mir wieder ein: Was ist aus dem Buch von Inga Strümke geworden?

„Ein Besteller Nr. 1“ in der Kategorie „Künstliche Intelligenz“, lautet die Antwort bei Amazon. Mit 4,3 von 5 Sternen aus 71 „globalen Bewertungen“. Höchste Zeit, darüber zu schreiben, bevor es vielleicht nicht mehr aktuell ist.

Strümkes Buch beginnt mit einem historischen Schwindel, den eigentlich jeder kennt, und überzeugt dann doch mit wissenschaftlicher Tiefe. Es bietet einen ungewöhnlich fundierten Einstieg in die komplexe Welt der KI-Technologien.

Die promovierte Physikerin und KI-Forscherin vermittelt auf 368 Seiten sowohl technisches Grundlagenwissen als auch ethische Reflexionen. Ihrem Text geht ein Geleitwort von Hans Petter Dalen voraus, der Geschäftsführer für AI bei IBM Europa, Mittelost und Afrika (EMEA) ist.

Dalen plädiert dafür, dass Unternehmen und Technologieexperten Verantwortung übernehmen und den Diskurs um die Zukunft von KI aktiv und transparent gestalten. Er will KI nicht nur als technologische Errungenschaft verstanden wissen, sondern dass die Folgen und Gestaltungsspielräume offen und reflektiert diskutiert werden.

Als dieses Buch das erste Mal herausgegeben wurde, gab es den AI Act noch nicht. Das hat sich inzwischen gründlich geändert. Deshalb sei dieses Buch seiner Ansicht nach enorm wichtig.

„Inga erzählt uns, wie hoch das Risiko ist, dem wir potenziell ausgesetzt sind, wenn wir KI benutzen“, schreibt er, damit wir, KI-Anwender wie BI-Experten, „verantwortungsvoll“ mit KI arbeiten.

Dafür hat sie den Bragepreis gewonnen. Dabei handelt es sich um einen der wichtigsten Literaturpreise Norwegens, der jährlich für herausragende Werke in verschiedenen Kategorien verliehen wird. Strümke erhielt ihn in der Kategorie Sachprosa. Gewürdigt wurden ihre Fähigkeiten, komplexe und vielschichtige Themen der Künstlichen Intelligenz verständlich, differenziert und spannend aufzubereiten.

Der Bragepreis ist mit 50.000 norwegischen Kronen dotiert, was etwa 5.200 Euro entspricht. Zusätzlich wird eine Brage-Statue als Award verliehen.

Mathematische Grundlagen erhalten gebührenden Raum

Anders als viele populärwissenschaftliche KI-Bücher scheut Strümke nicht davor zurück, die mathematischen Fundamente von KI zu beleuchten. Sie erklärt präzise, wie neuronale Netze arbeiten und welche Algorithmen hinter Machine-Learning-Anwendungen stecken.

Diese Tiefe unterscheidet das Werk von oberflächlicheren Darstellungen und macht es für BI-SPEKTRUM-Leser besonders wertvoll. Sie bettet die KI-Entwicklung in einen historischen Kontext ein und zeichnet die Evolution von frühen regelbasierten Systemen bis zu heutigen Deep-Learning-Architekturen nach. Die Autorin erläutert technologische Durchbrüche und verdeutlicht, warum bestimmte Ansätze scheitern, während andere zum Erfolg führen.

Theoretische Ausführungen ergänzt Strümke durch konkrete Anwendungsbeispiele aus der Medizin, dem Finanzbereich und der Industrie. Sie analysiert aktuelle Use-Cases und vermeidet dabei sowohl übertriebenen Techno-Optimismus als auch unbegründete Panikmache. Diese ausgewogene Darstellung hilft BI-Verantwortlichen, realistische Ziele zu erkennen.

Differenzierte Betrachtung gesellschaftlicher Implikationen

Die ethischen und gesellschaftlichen Implikationen von KI-Systemen behandelt die Autorin mit bemerkenswerter Differenziertheit. Sie thematisiert Fragen der Verantwortung, Transparenz und Bias-Problematik, ohne in ideologische Positionen zu verfallen. Diese Abschnitte regen zur kritischen Reflexion an.

Für technisch versierte Leser bietet das Buch einen ungewöhnlichen Mehrwert. Es schlägt die Brücke zwischen technischem Detailwissen und strategischen Überlegungen zu KI-Implementationen. BI-Experten finden sowohl Hintergrundwissen als auch Denkanstöße für die eigene Praxis.

Der wissenschaftliche Anspruch macht das Buch stellenweise zu einer schweren Kost. Leser ohne mathematische Kenntnisse müssen sich zum Teil durch anstrengende Passagen kämpfen. Mehr konkretere Handlungsempfehlungen für Unternehmen wären mir persönlich lieber gewesen.

Strümkes Werk hebt sich jedoch durch seinen wissenschaftlichen Tiefgang und seine differenzierte Betrachtung positiv von der Masse der KI-Literatur ab. Für BI-Verantwortliche dürfte es eine wertvolle Wissensquelle sein, die sowohl technisches Verständnis schärft als auch den kritischen Diskurs bereichert.

Vielleicht gelingt es uns, Inga Strümke für eine Vorlesung auf einer unserer nächsten Fachkonferenzen, zum Beispiel der kommenden TDWI Konferenz zu gewinnen, die vom 23. bis 25. Juni 2026 in München stattfindet.

Fazit

„Künstliche Intelligenz: Wie sie funktioniert und was sie für uns bedeutet“ von Inga Strümke hat besondere Aufmerksamkeit im BI- respektive KI-Kosmos verdient. Für BI- und Data-Warehouse-Experten dürften die Kapitel über Regulierung und Governance, Entwicklung nachhaltiger KI-Systeme sowie Datenschutz und Datensicherheit besonders relevant sein.

Diese Kapitel helfen dabei, die Schnittstellen zwischen Business Intelligence und Künstlicher Intelligenz besser zu verstehen und konkrete Anforderungen beim Einsatz von maschinellem Lernen und datengetriebenen Modellen im Unternehmen zu bewerten. Die Kindle-Version (die ich mir tatsächlich gekauft habe) kostet 19,92 Euro.

Cover Künstliche Intelligenz in BI

Transparenzhinweis: Selbstverständlich habe ich wesentliche Informationen zu dieser Rezension mit KI-Unterstützung recherchiert, mit unterschiedlichen LLMs hinterfragt und persönlich redigiert. Unverzichtbare Tools für meine Arbeit sind Perplexity Pro und heise I/O, die ich täglich für Deep Researches und/oder für Gegenproben nutze.

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Thomas Jannot

Director & Managing Partner
Zu Inhalten

Thomas Jannot Jahrgang 1965, ist Gründer des MittelstandsWiki, Geschäftsführender Gesellschafter der just 4 business GmbH sowie Director von Heise Business Services und Autor oder Herausgeber zahlreicher Publikationen einschließlich Bücher.


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