Cloud ist nicht gleich Cloud – vielmehr handelt es sich um ein komplexes Themengebiet, das sich aus mehreren unterschiedlichen Faktoren zusammensetzt. Unternehmen haben die Möglichkeit, ihre IT in einer Public oder Private Cloud abzubilden oder eine Mischform im Sinne einer Hybrid Cloud zu verwenden (Abb.1).
Abb. 1: Cloud im Überblick (Quelle: Rewion)
Auch können sie sich zwischen einer Single- oder Multi-Provider-Strategie entscheiden. Um mit klarer Sicht in die Cloud starten zu können, benötigt es zunächst ein Verständnis für diese Optionen.
Cloud-Szenarien im Überblick
- Public Cloud: Bei der Public Cloud, auch öffentliche Cloud genannt, handelt es sich um eine Cloud-Variante, die sich im Besitz des externen Cloud-Anbieters befindet, beispielsweise Microsoft, Amazon oder Google. Grundsätzlich werden in einer Public Cloud alle Ressourcen, Infrastruktur und Services über das öffentliche Internet bereitgestellt. Betrieb und Wartungsaufgaben liegen in der Verantwortung des Cloud-Providers, Services können flexibel und skalierbar gebucht werden. Die Vorteile der Public Cloud:
– Hohe Skalierbarkeit und Kostentransparenz
– Erprobte und standardisierte Ressourcen
– Niedriger administrativer Aufwand - Private Cloud: Bei einer Private Cloud handelt es sich um das Gegenstück zur Public Cloud: Sämtliche Services und Ressourcen befinden sich in einer Umgebung, die ausschließlich für ein Unternehmen zur Verfügung steht und nicht mit anderen Nutzern geteilt wird. Eine Private Cloud kann sehr individuell aufgebaut werden, um exakt den Wünschen des Unternehmens zu entsprechen, und kann sowohl durch das Unternehmen selbst als auch durch einen Drittanbieter gemanagt werden. Die Vorteile der Private Cloud:
– Maximale Individualisierbarkeit
– Maximale Datenhoheit
– Dezentraler Standort mit hoher Sicherheit - Hybrid Cloud: Bei einer Hybrid Cloud handelt es sich um eine Mischform aus Private und Public Cloud, die die Vorteile beider Modelle verbindet. Kritische Unternehmensbereiche können beispielsweise in einer Private Cloud abgebildet werden, während Datenaustausch und Kommunikation über die Public Cloud erfolgen. So können Flexibilität und Sicherheit optimal vereint werden. Die Vorteile der Hybrid Cloud:
– Maximale Flexibilität
– Hoher Datenschutz und Sicherheit
– Klare Abtrennung kritischer Geschäftsprozesse
Cloud-Strategien im Überblick
Zusätzlich zur Entscheidung für ein Public-, Private- oder Hybrid-Cloud-Modell spielt noch ein weiterer Faktor eine Rolle: der Anbieter. Beziehen Unternehmen alle ihre Cloud-Services von einem Anbieter, sprechen wir von einer Single-Cloud-Strategie. Beziehen sie Leistungen von unterschiedlichen Providern, handelt es sich um eine Multi-Cloud-Strategie.
Während der Aufwand für Verwaltung und Übersicht mit einem einzigen Provider sicher geringer ist, entsteht jedoch schnell ein großes Problem: der Vendor Lock-in. Unternehmen geraten dann in die Abhängigkeit von einem einzelnen Anbieter und verlieren die Souveränität, vor allem über die Software. Bei der Auswahl der Cloud-Dienste und -Provider gilt es demnach immer zu beachten: Bleiben wir damit anbieterunabhängig? Welche Alternativen gibt es? Behalten wir selbst die Souveränität über Daten, Betrieb und Software? Eine Multi-Cloud-Strategie ist oft ein essenzieller Baustein in der Wahrung der Souveränität.
Cloud-Szenarien und -Strategien in der Praxis: Geschäftsprozesse als entscheidender Faktor
Viele Unternehmen hoffen auf ihrem Weg in die Cloud auf eine ausgebaute Route, der sie folgen können, und gehen davon aus: Sicherlich gibt es standardisierte Wege für kleine oder große Unternehmen oder spezifische Branchen. Die Realität sieht ein wenig anders aus: Die Wahl der passenden Cloud-Strategie hängt weniger von Unternehmensgröße oder Branche ab, sondern von den Geschäftsprozessen, die darin abgebildet werden sollen.
Setzt ein Unternehmen beispielsweise vor allem auf Agilität, sodass Prozesse in der Cloud schnell angepasst und optimiert werden müssen, sind ein oder mehrere Public-Cloud-Anbieter der Weg der Wahl. Liegt der Fokus hingegen eher auf festen Prozessen, die nur selten angepasst werden müssen, eignet sich die besonders sichere Private-Cloud-Variante. In der Praxis arbeiten Unternehmen häufig mit einer hybriden Variante: Kritische Geschäftsprozesse, die sich nur selten verändern, können in der Private Cloud abgebildet werden, agile Prozesse, Kommunikation und Datenaustausch finden in der Public Cloud statt. Welche Prozesse wie und in welcher Cloud-Form abgebildet werden können, wird zu Beginn der Cloud Transformation geplant – als Teil der Cloud Transformation Roadmap.
Best Practices: Die 4 Phasen der Cloud Transformation
Der Weg in die Cloud ist für jedes Unternehmen individuell – schließlich verfolgt auch jedes Unternehmen individuelle Ziele, hat verschiedene Strukturen und Prozesse, die in der Cloud abgebildet werden sollen. Die Cloud Transformation Roadmap bildet den Weg in die Cloud in vier Phasen ab (Abb. 2) und soll Unternehmen dabei unterstützen, ihre individuelle Route zu finden, indem sie einen Einblick in die Schlüsselthemen jeder einzelnen Phase gibt.
Abb. 2: Die Cloud Transformation Roadmap (Quelle: Rewion)
Phase 1: Vision & Strategie
Im ersten Schritt dreht sich alles um die Definition einer Vision, die als Basis für die Cloud-Strategie und damit als Fundament für den Erfolg der Cloud Transformation dient. Hier soll erarbeitet werden, was Unternehmen mit der Cloud erreichen möchten, wie sie sich weiterentwickeln möchten und welche Technologien sie in der Zukunft benötigen. Das sind die Schwerpunkte:
- Cloud-Vision
- Cloud-Strategie
- Konkrete Ziele
- Onboarding der Mitarbeiter
Phase 2: Planung & Design
Wenn die Vision erarbeitet und konkrete Ziele formuliert worden sind, liegen jetzt Planung und Design der Cloud im Fokus. Es wird evaluiert, wie funktionierende Cloud-Technologien und -Prozesse aussehen sollen und wie sie umgesetzt werden können. Diese Schwerpunkte sind Thema:
- Cloud Readiness Assessment: Wie gut ist das Unternehmen auf den Einstieg in die Cloud vorbereitet?
- Workshops & Interviews helfen dabei, Prozesse und Technologien zu bestimmen.
- In einem Cloud Blueprint wird das Cloud-Design hinsichtlich der Prozesse und der Technologie beschrieben.
- Um von Anfang an zu testen, ob die geplanten Prozesse, Richtlinien etc. auch tatsächlich umsetzbar sind, sollte ein Proof of Concept (PoC) definiert werden.
- Ressourcenplanung: Wie viele Arbeitskräfte und wie viel Zeit werden benötigt und welche Kosten entstehen?
Phase 3: Verantwortlichkeiten & Prozesse
Die dritte Phase der Cloud Transformation Roadmap umfasst die Definition von Rahmenbedingungen und Verantwortlichkeiten. Am Ende dieser Phase findet die technische Implementierung bei den ausgewählten Providern statt. Diese Themenschwerpunkte müssen jedoch zunächst abgedeckt werden:
- Cloud Governance Framework (Abb. 3)
- Cloud Security Requirements
- Cloud-Nutzungsrichtlinien
- Cloud Decision Tree
- Cloud-Prozesse
- Cloud-Betriebsmodell
Abb. 3: Das neutrale Cloud Governance Framework (Quelle: Rewion)
Phase 4: Festigung & Expansion
Nachdem die initiale Anbindung an die Cloud abgeschlossen ist, dreht sich jetzt alles um die Festigung, um Feedback und Optimierungen in der Cloud. Um einen nachhaltigen und langfristigen Erfolg der Arbeit mit der Cloud zu ermöglichen, müssen immer wieder Optimierungspotenziale untersucht und Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden. Diese Themenschwerpunkte begleiten Unternehmen deshalb langfristig:
- Unterstützung der Fachbereiche
- Anwender und Expertenschulungen
- Automatisierung
- Change Management
- Internes Marketing
- Weiterentwicklung & Optimierung
Fazit: Der Weg zur passenden Cloud-Strategie ist individuell
In jedem Unternehmen gibt es individuelle Arbeitsprozesse, Abläufe und Level datenschutztechnischer Anforderungen. So individuell wie jedes Unternehmen muss daher auch die Abbildung der IT in der Cloud sein. Die eine perfekte Cloud-Strategie gibt es demnach nicht. Vielmehr handelt es sich beim Weg in die Cloud um einen langfristigen Transformationsprozess, der im besten Fall mit der IT- und Unternehmensstrategie in Einklang gebracht wird. Individuell angepasst, wird die Cloud in jedem Unternehmen zum zentralen Game Changer.