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Deklaration gegen Diskriminierung im Arbeitsleben

Mehr als 50 namhafte Unternehmen und Organisationen haben am 12. Juni in Hamburg eine Deklaration gegen Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben unterzeichnet.
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Holger Wicht

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  • 03.09.2019
  • Lesezeit: 4 Minuten
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Gegen Diskriminierung, für Respekt und Selbstverständlichkeit: Führungskräfte von Accenture, Daimler, der DAK-Gesundheit, der Deutschen Aidshilfe, der Deutschen Bahn sowie der IT-Konzerne IBM und SAP bringen gemeinsam die Message auf den Punkt. Diese Firmen sehen einen Arbeitsalltag ohne Diskriminierung als individuelles Recht und als Bestandteil ihrer Diversity-Aktivitäten.
Am Vortag des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses (DÖAK) setzen sie damit öffentlich ein Zeichen, vermitteln ein zeitgemäßes Bild vom Leben mit HIV und kündigen konkrete Maßnahmen für einen respektvollen und selbstverständlichen Umgang mit HIV-positiven Kolleginnen und Kollegen an.

HIV – ein Teil der Diversity

Die Deklaration ist auf Initiative der Deutschen Aidshilfe (DAH) entstanden. Die Liste der Unterzeichnenden reicht von weltweit tätigen Großunternehmen bis zu Einzelhandelsgeschäften, von Verbänden über Städte bis zu lokalen Einrichtungen. Dazu sagt DAH-Vorstandsmitglied Winfried Holz: „Alle gemeinsam machen wir deutlich: HIV braucht im Arbeitsalltag überhaupt keine Rolle zu spielen. Einem ganz normalen kollegialen Umgang steht nichts im Wege. Wir appellieren an alle Menschen in der Arbeitswelt: Tragen Sie dieses Wissen auch in Ihr Umfeld! Es schafft Erleichterung für alle Beteiligten.“ Nach der Erstunterzeichnung in Hamburg sollen nun möglichst viele weitere Unternehmen und Organisationen die Deklaration unterschreiben.

Kollegen wie alle anderen

Bei rechtzeitiger Diagnose und Behandlung können Menschen mit HIV heute leben und arbeiten wie alle anderen. Sie sind genauso leistungsfähig und können jeden Beruf ausüben, erklärt Prof. Dr. Hans-Jürgen Stellbrink, Präsident des Deutsch-Österreichischen AIDS-Kongresses: „Die Medizin hat HIV heute gut im Griff. Die Infektion muss keine Einschränkung mehr bedeuten. Ängste vor einer Übertragung bei der Zusammenarbeit waren schon immer unbegründet. Unter Therapie ist eine Übertragung von HIV prinzipiell nicht mehr möglich. Im Arbeitsalltag ist HIV irrelevant.“
Immer wieder jedoch erleben Menschen mit HIV im Beruf Benachteiligung und sind Vorurteilen ausgesetzt: häufiger krank, eine Gefahr für andere, schlecht fürs Image des Unternehmens. In einigen Unternehmen – vor allem im Gesundheitswesen – gehört sogar der HIV-Test immer noch zur Einstellungsuntersuchung, obwohl er rechtlich unzulässig und das Ergebnis für die Arbeit unerheblich ist.

Caroline Schnieder (HR Programs and Workday Implementation, Human Resources, links), Norbert Janzen (Geschäftsführer Personal bei IBM, Mitte) und Axel Wedler (Senior Manager, offen HIV-positiv, rechts)

Jörg Beißel, offen HIV-positiver „Senior Facility Specialist“ bei SAP, begrüßt die Rückendeckung des Arbeitgebers, der damit hilft, Aufklärungsdefizite zu beseitigen

Benachteiligung, Ängste und Vorurteile

Der Diskriminierung zugrunde liegen dabei meist völlig veraltete Vorstellungen vom Leben mit HIV, irrationale Ängste vor einer Übertragung und unzulässige moralische Bewertungen. Damit wollen die beteiligten Unternehmen endlich aufräumen. Sie begreifen die Deklaration sowohl als Frage individueller Rechte als auch als Teil ihrer Diversity-Strategien. Sie wissen: Ausgrenzung und die Angst davor machen krank und schaden dem Unternehmen. Akzeptanz ist unerlässlich für ein produktives Betriebsklima.

„Wir haben keine Angst vor Vielfalt“, betont Dr. Ernesto Marinelli, Senior Vice President und Head of HR bei SAP. „Vielfalt ist für uns wichtig, denn Vielfalt bedeutet Innovation. HIV ist für uns eine von zahlreichen Facetten.“ Sein offen HIV-positiver Mitarbeiter Jörg Beißel, Senior Facility Specialist, berichtet: „Die Rückendeckung meiner Unternehmensführung bedeutet für mich ein proaktives Bekenntnis: Du bist genau so richtig, wie du bist. Ich finde es sehr gut, dass meine Firma diese Kampagne in dieser Form unterstützt und somit hilft, Aufklärungsdefizite zu beseitigen!“

Offenheit und Akzeptanz weit über das Thema HIV hinaus

Das unterstreicht auch Norbert Janzen, Personalgeschäftsführer bei IBM. „Es freut mich, dass wir heute diese Deklaration

mitunterzeichnen können – ein wirkliches Highlight in unserer über zehnjährigen Partnerschaft mit der Deutschen Aidshilfe“, sagt Janzen. „Die Förderung des Einzelnen hat bei IBM eine über 100 Jahre lange Tradition, sie ist Leitmotiv unserer Firmenkultur. Die Individualität aller Mitarbeitenden als Basis für Innovation und Kundenorientierung ist für den Erfolg unseres Unternehmens auch in Zukunft unerlässlich.“ Und Axel Wedler, offen HIV-positiver Senior Manager bei IBM, ergänzt: „Das klare Bekenntnis meiner Führungskräfte ermutigt mich, überall im Unternehmen weiter offen mit dem Thema umzugehen und anderen als Ansprechpartner zur Verfügung zu stehen. Das fördert Offenheit und Akzeptanz weit über das Thema HIV hinaus.“

Für die gastgebende Stadt Hamburg nahm am Morgen Arbeits- und Sozialsenatorin Melanie Leonhard an der Pressekonferenz und Erstunterzeichnung teil. Sie sagte: „Dass jeder Mensch in Hamburg frei von Vorurteilen und Benachteiligungen leben kann, ist ein Grundsatz unserer Stadt. Es ist ein ausdrücklicher Auftrag, unsere Arbeitswelt diskriminierungsfrei zu gestalten. Wir möchten daher ein Arbeitsklima schaffen, das uns alle für das Thema HIV sensibilisiert, damit den Betroffenen mit Respekt und Akzeptanz begegnet wird. Mit der Unterzeichnung der Deklaration setzen wir als große Hamburger Behörde ein deutliches Signal gegen die Diskriminierung von Menschen mit HIV im Arbeitsleben.“ Und Melanie Leonhard, Arbeits- und Sozialsenatorin Stadt Hamburg, sagte: „Es ist ein ausdrücklicher Auftrag, unsere Arbeitswelt diskriminierungsfrei zu gestalten.“

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Holger Wicht

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Holger Wicht ist Journalist und Moderator und seit 2011 Pressesprecher der Deutschen Aidshilfe in Berlin.

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