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Daten sind Macht

In dieser Kolumne publizieren ausgewählte Experten und Marktbeobachter ihre Einschätzung aktueller IT- und Digitalisierungsthemen. Der KI-Experte Dr. Stefan Wess von Empolis macht sich in dieser und folgenden Kolumnen Gedanken zum Thema KI.
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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter


  • 26.04.2019
  • Lesezeit: 3 Minuten
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Das Credo „Daten sind das Öl des 21. Jahrhunderts“ hallt durch alle Digitalisierungskonferenzen. Die Metapher, welche ursprünglich vom Netzpolitiker Malte Spitz (Die Grünen) stammt, zeigt die zukünftige Macht der datengetriebenen Plattformökonomie.

Wie einst die amerikanischen Ölbarone wurden einige Menschen durch Daten unermesslich reich. Das alte Motto „Verschenke die Lampe und verkaufe das Öl“ ist noch immer das Vorbild vieler Geschäftsmodelle – „Wenn etwas kostenlos ist, bist Du das Produkt“. Eine breite industrielle Verwertung von Daten hat aber bisher noch nicht stattgefunden. Die Fortschritte in Data Science wirken noch immer wie die Öllampe, die einmal die Häuser der Siedler erleuchtete: sehr aufwendig in der Handhabung, durchaus nützlich, aber nicht wirklich revolutionär. Im 20. Jahrhundert entsprang die wahre Macht des Rohstoffs Öl auch aus den neuen Produkten der Petrochemie und der Nutzung in Verbrennungsmotoren als Kraftverstärker.

Der Handel mit Daten ist ein wichtiger Bestandteil unserer Ökonomie. Laut EuroStat hatte Deutschland im Jahr 2016 einen Datenmarkt von 12,9 Milliarden Euro. In den Vereinigten Staaten belief sich die Wertschöpfung im gleichen Zeitraum bereits auf 130 Milliarden Euro. Dies ist mehr als das Zehnfache des deutschen Marktes. Dies hat Gründe, die nicht einfach durch die digitale Rückständigkeit der deutschen Industrie erklärt werden darf. Es gibt auch strukturelle Ursachen: Heute gibt es, dank Internet und sozialen Netzwerken, viel mehr Daten über das Verhalten von Menschen als über den Betrieb unserer Maschinen. Ohne in jedem Einzelfall diese Daten wirklich zu verstehen, sind „Data Rich and Knowledge Poor“-Szenarien völlig ausreichend, um Daten durch Werbung oder E-Commerce zu monetarisieren, das heißt, in Geld zu verwandeln.

Während amerikanische Unternehmen unser Kaufverhalten beeinflussen wollen, bauen wir teure und hochkomplexe Maschinen. Diese sind das Rückgrat unserer Wirtschaft. Maschinen, die wir ganz genau verstehen, aber zu deren Verhalten wir aktuell noch sehr wenige Daten sammeln. Das IoT wird dies vermutlich sehr schnell ändern. Die Monetarisierung der „Knowledge Rich and Data Poor“-Szenarien durch entsprechende Anwendungen ist aber wesentlich komplexer als bei Werbung. Die Industrie in Deutschland hat also derzeit wenige Daten, und zur erfolgreichen Monetarisierung müssen zudem komplexere Probleme gelöst und komplexere Algorithmen geschaffen werden, als diejenigen, die amerikanische Unternehmen aktuell in ihren schon erfolgreichen Geschäftsmodellen nutzen.

Das Rennen um die Vorherrschaft in der digitalen Plattformökonomie ist daher noch lange nicht entschieden. Die dritte Phase hat gerade erst begonnen. Dank der von Stephen Baker einmal die „Numerati“ getauften Datenspezialisten ist die erfolgreiche Datenverwertung in der Finanzwirtschaft bereits seit Jahrzenten eine Realität. Die Macht der Finanzindustrie zeigt auch, dass das Zitat des englischen Philosophen Francis Bacon „Wissen ist Macht“ sich im 21. Jahrhundert zu „Daten sind Macht“ verändern wird. Daten, die dann von lernenden Maschinen automatisch analysiert und zur industriellen Erzeugung von Wissen und datengetriebenen, algorithmischen Entscheidungen genutzt werden. Dank der Daten wird es uns die KI dann ermöglichen, „Denkverstärker“ zu bauen.China hat beides: viele Daten über Menschen und über Maschinen. Es hat damit eine gute Startposition „im Spiel um den eisernen Thron“. Kein Wunder also, dass der chinesische Unternehmer und KI-Experte Kai Fu Lee auf einer Digitalkonferenz in München folgerte „Wenn Daten das neue Öl sind, dann ist China die neue OPEC.“

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Dr. Stefan Wess

geschäftsführender Gesellschafter
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Dr. Stefan Wess ist geschäftsführender Gesellschafter der Empolis Management GmbH, anerkannter Hightech-Experte und KI-Pionier. Er ist außerdem Mitglied im Aufsichtsrat des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), im Vorstand der Science & Innovation Alliance Kaiserslautern sowie Kurator der Fraunhofer Gesellschaft.


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