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BI und Analytics: Mehrwert = Datenmenge x Datenqualität x Nutzung

SAP HANA ist zu einem Synonym für Datenverarbeitung und Analysen in Echtzeit geworden. Seit 2014 wird die Plattform als weltweit größte Datenbank im Guinness-Buch der Rekorde geführt. Über Anfänge, Status quo und Trends im Bereich Business Intelligence und Analytics spricht Andreas Wesselmann, Senior Vice President, SAP HANA & Analytics und Data Management bei SAP im Interview mit BI-Spektrum.

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Christoph Witte

Chefredakteur IT Spektrum und BI-Spektrum


  • 10.12.2020
  • Lesezeit: 6 Minuten
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Sie sind seit über 20 Jahren bei der SAP im Bereich BI, Datenmanagement und Analytics tätig. Welche technischen Entwicklungen haben Sie in dieser Zeit am stärksten beeindruckt?

Wesselmann: Herausragend war natürlich vor zehn Jahren die Erfindung von SAP HANA. Dabei wurde anfangs das Konzept einer In-Memory-Datenbank als Hirngespinst belächelt. Bei den Kunden-Interaktionen ging es damals meistens um die Frage der richtigen Aggregate, damit die Performance bei den Abfragen stimmte. Der Aufwand war hoch: Man benötigt fundiertes Performance-Expertenwissen. Letztendlich war in vielen Unternehmen die IT der Flaschenhals. Die In-Memory-Datenbank HANA hat sich dann als verlässliche Lösung etabliert, mit hoher Performance und reduzierten Kosten. Heute liegen die Antwortzeiten im Millisekunden-Bereich und es werden kaum noch Aggregate gebaut. Das hat auch betriebswirtschaftliche Konsequenzen: Es lassen sich viel mehr Realzeit-Modelle und dynamische oder Ad-hoc-Szenarien erzeugen, was die Spannbreite der Zielgruppe wesentlich erweitert hat. Radikale Umwälzungen brachte auch die Cloud mit sich – und der Gedanke, Software als Service im Mietmodell anzubieten. Das führte dazu, eventuell auf ein eigenes Rechenzentrum verzichten zu können. Vielmehr werden die Kapazitäten der Rechenzentren heute an zentralen Hubs gebündelt und kosteneffizient zur Verfügung gestellt. Spannend ist das nicht nur aus der technischen Perspektive, sondern es führte auch zu einer grundlegenden Umgestaltung von Geschäftsmodellen.

Welche dieser Entwicklungen hat die stärksten Auswirkungen auf das Angebot von SAP?

Wesselmann: HANA hat angefangen als klassische Analytics-Datenbank, die den OLAP-Bereich abdeckt. Im nächsten Schritt folgte die Abdeckung des transaktionalen OLTP-Bereichs. Das hat dann dazu geführt, dass sämtliche Lösungen, also die eigenen und die der Akquisen, auf HANA als Datenbank umgestellt wurden. In Kombination mit dem Software-as-a-Service-Modell konnten dadurch ganze Anwendungen neu durchdacht werden, um die Vorteile der HANA-Technologie als Datenplattform auszunutzen. In diesem Zusammenhang wurden auch viele Lösungen enger zusammengeführt.

Gibt es Entwicklungen, die Sie lieber rückgängig machen würden?

Wesselmann: Nein. Denn die Vielfalt der Ideen und Entwicklungen ist der Motor der Innovation. Ohne Vielfalt findet man auch nicht die Lösungen, die sich umsetzen lassen. Natürlich gibt es oft Extreme und Hypes. Vor rund fünf Jahren beispielsweise drehte sich alles um die Cloud – On-Premises wurde für tot erklärt. In der Realität und bei den Kunden hat sich dann allerdings gezeigt, dass die hybride Welt noch lange Realität bleibt. In letzter Zeit nimmt allerdings der Trend in Richtung cloudbasierter Lösungen zu.

Trügt der Eindruck oder hat sich in den letzten Jahren die Entwicklung sehr beschleunigt?

Wesselmann: Die Entwicklungen haben sich enorm beschleunigt. Auf der technologischen Seite wird das deutlich am Beispiel künstliche Intelligenz / maschinelles Lernen. Die Ideen rund um neuronale Netze gibt es schon seit etlichen Jahren. Aber man konnte sie nicht umsetzen und implementieren – schlicht, weil die Rechenpower im Infrastrukturumfeld fehlte. Das hat sich geändert und es existieren nun ganz neue Möglichkeiten. Neben der technologischen Beschleunigung gibt es auch im Geschäftsumfeld einschneidende Veränderungen. Kunden stellen sich die Frage, ob sie noch in größere On-Premises-Projekte investieren oder ihre Rechenzentren weiter betreiben sollen, ob sie in Zukunft ihre Anwendungen hauptsächlich im Homeoffice konsumieren. Sie fragen nach der Resilienz von Lieferketten und Planungen beziehungsweise Simulationen. Wichtiger wird dabei das Thema Datenmanagement mit Fokus auf die Geschäftsprozesse. Denn um dabei die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen in bestimmten Situationen zu kalkulieren, müssen Datenbasis und Datenqualität stimmen. Nur dann stimmen auch die Prognosen.

Der nächste Hype: Entscheidungsautomatisierung. Philosophen sprechen schon von der Industrialisierung des Denkens. Ist der Trend hilfreich, um die Analytics-Lösungen von SAP zu verkaufen?

Wesselmann: Ich denke, es ist gut, wenn Entscheidungsautomatisierung als größeres gesellschaftliches Thema gesamtheitlich diskutiert wird. Das sorgt auch dafür, dass das Thema aus einer anderen Perspektive als der rein technologischen betrachtet wird. Oft macht das auch die Kundenkommunikation einfacher. Denn manche Anwender sind von technologischen Lösungen sofort begeistert und wollen sie ausprobieren. Dieser „Excitement“-Phase folgt dann die Ernüchterung, wenn man feststellt, dass nicht die Funktionen umgesetzt werden, die das Unternehmen braucht, um seine Geschäftsprozesse zu verbessern. Doch es hat Vorteile, Prozesse zu automatisieren – beispielsweise bei Standardprozessen wie Reisegenehmigungen. Wird dieser Prozess automatisiert, so spart das Zeit und Geld. Die Grundvoraussetzung: eine gute Historie von Daten. Das ist auch das A & O gerade bei Vorhersagen – und diese hohe Datenqualität haben unsere Kunden in ihren SAP-Systemen.

Sie sind für die Datenwerkzeuge in der HANA-Welt zuständig. Wie differenziert sich dieses Portfolio zu den anderen Analytics-Produktportfolios aus dem Hause SAP, beispielsweise SAP Analytics Cloud oder SAP Business Objects Business Intelligence?

Wesselmann: Wir integrieren Lösungen. Die Analytics-Cloud läuft auf HANA und spielt mit der Warehousing-Cloud zusammen, die ebenfalls auf HANA läuft. Beide benutzen damit die gleiche, einheitliche Datenintegrationsplattform. Das bringt Mehrwert. Dahinter steckt folgende Formel: Mehrwert = Datenmenge (Volume) x Qualität x Nutzung (Usage). Ist einer dieser Faktoren bei Null, zum Beispiel die Qualität, so nutzen auch Unmengen an Daten oder Nutzern nichts. Es kommt dann zu Falschaussagen und/oder falschen Entscheidungen. Viele Business-Objects-Anwender beispielsweise wollen die Lösung on-premises weiterhin nutzen. Wir unterstützen sie dann auf dem Weg in die Cloud: ein klassisches hybrides Szenario – BI On-Premises in Kombination mit der SAP Analytics Cloud.

Wie gehen Sie mit Ihren zum Teil sehr innovativen Wettbewerbern im Bereich Datenmanagement und Datenbanken um?

Wesselmann: Konkurrenz belebt das Geschäft. Doch viele Konkurrenten sind auch Partner. Kunden wünschen sich Offenheit. Deshalb müssen wir fokussiert nicht nur ihre Business-Prozesse optimieren, sondern auch innovativ sein und Partnerlösungen integrieren. Wir haben beispielsweise mit SAP Data Warehouse Cloud eine Lösung, die flexibel und dynamisch in Geschäftsbereichen eingesetzt werden kann, sozusagen als „Self-Service“, und die einerseits offen ist für Partnerlösungen, andererseits nahtlos mit einem SAP-BW-System integriert, das im Hintergrund läuft.

Was sind in den kommenden zwei Jahren die wichtigsten Trends im Bereich Analytics?

Wesselmann: Analytics überall und für jeden wird wichtiger. Analysen müssen möglichst einfach konsumierbar sein, in Realzeit durchgeführt werden können, die Bereitstellung wird zunehmend automatisiert und optimal auch auf Mobilgeräten unterstützt. Außerdem wird Analytics noch enger mit den Geschäftsprozessen verzahnt. Und last but not least: Cloudbasierte Lösungen finden noch mehr Interesse – mit dem Wunsch verbunden, dass sie eng mit den existierenden Lösungen harmonieren.

Was macht die Pandemie mit dem Analytics-Geschäft der SAP?

Wesselmann: Sie ist ein Beschleuniger. Das Thema Analytics insgesamt, unterlegt mit dem Thema Datenmanagement, nimmt massiv an Fahrt auf. Unternehmen wollen Analyse-Tools zeitnah einsetzen, ohne langwierige Implementationsprojekte zu fahren.

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Christoph Witte

Chefredakteur IT Spektrum und BI-Spektrum
Zu Inhalten

Christoph Witte ist Gründer der Wittcomm Agentur für IT, Publishing und Kommunikation. Darüber hinaus ist er Chefredakteur von IT Spektrum sowie BI-Spektrum und wirkt zudem bei dem Magazin JavaSPEKTRUM mit.


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